Lisa Hartung (Illustration: Irene Sackmann)
Lisa Hartung (Illustration: Irene Sackmann)

Mit 29 zur Matheprofessorin

Von einer der jüngsten Professorinnen Deutschlands bis zur Urwaldretterin: Wir stellen vier außergewöhnliche Forscherinnen vor, die der Stifterverband auf ihrem Weg begleitet hat. Den Anfang macht die Mathematikprofessorin Lisa Hartung, die während ihrer Schulzeit erfolgreich beim Bundeswettbewerb Mathematik teilgenommen hat.

Kann man Stochastik lieben? Ich tue es seit meiner Schulzeit. Hinter dem Wort verbergen sich die Wahrscheinlichkeitstheorie und die Mathematische Statistik. Viele winken ab, aber mich ziehen diese Wissensfelder an. Wenn ich abstrakte, hochkomplexe mathematische Fragen durchdenke, läuft mein Gehirn auf Hochtouren. Ich tauche dann tief in das Rätsel ein und fühle mich leicht.

Das Praktische liegt mir dagegen nicht so sehr. Hier unterscheide ich mich grundlegend von meinem Zwillingsbruder, der Baumaschinen führt. Ich gebe heute an der Universität Mainz Stochastik-Vorlesungen, als frisch gebackene Professorin, gerade von einer Universität aus den USA zurückgekehrt, mit 29 Jahren. Mein Forschungsgebiet ist die Extremwerttheorie. Grob gesagt rechne ich aus, wie weit sich Teilchen in bestimmten, komplizierten, zufälligen Systemen voraussichtlich bewegen können.

Meine Mutter erkannte, dass kniffelige Matheaufgaben mich aufmuntern. Da war ich 13 Jahre alt und in der Schule immer desinteressierter. Deshalb fuhr sie mich immer samstags zum Spezialunterricht, den eine großartige Lehrerin an einer anderen Schule für solche Mathefans wie mich gab. Sie bereitete uns auf die Mathematik-Olympiade vor. Wir waren allesamt Feuer und Flamme. Solche Wettbewerbe waren über Jahre hinweg meine Leidenschaft. Nachdem ich beim Bundeswettbewerb Mathematik gewonnen hatte, lud mich Bildung & Begabung zum Sommercamp in die USA ein. Es war ein Traum: drei Wochen lang Unterricht in Spieltheorie.

Zur Person

Lisa Hartung (Illustration: Irene Sackmann)
Lisa Hartung (Illustration: Irene Sackmann)

Im Februar 2020 hat Lisa Hartung eine Stelle als Mathematikprofessorin an der Universität Mainz angetreten – mit nur 29 Jahren. Mathematik liegt ihr in den Genen. Beide Eltern sind promovierte Statistiker. 2008 nahm sie erfolgreich beim Bundeswettbewerb Mathematik teil, den der Stifterverband vor 50 Jahren ins Leben gerufen hat und der heute von der Stifterverbands-Tochter Bildung & Begabung fortgeführt wird.

Ich tauche dann tief in das Rätsel ein und fühle mich leicht.
Lisa Hartung (Foto: privat)
Lisa Hartung (Foto: privat)

Lisa Hartung

Professorin für Stochastik an der Universität Mainz

Fortan war Lernen mein Ding: Ich studierte schon während der Schulzeit parallel an der Universität Bonn – natürlich Mathematik. Mein Vordiplom hatte ich vor dem Abitur in der Tasche. Studieren fühlte sich wie ein Hobby an. Ich lernte einfach in der Straßenbahn.

Heute unterrichte ich selbst Schüler für Jugend trainiert Mathematik, meist 70 Mädchen und Jungen, die zappelig vor mir sitzen und sich auf vier Tage Mathe satt freuen. Danach bin ich total müde – aber ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.

Wenn Begeisterung ansteckt

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Alle Texte erschienen zuerst in: CARTA 2020 - Das Bildungsmagazin des Stifterverbandes

50 JAHRE BUNDESWETTBEWERB MATHEMATIK

Logo 50 Jahre Bundeswettbewerb Mathematik (Foto: Bildung & Begabung)
Logo 50 Jahre Bundeswettbewerb Mathematik (Foto: Bildung & Begabung)

2020 feiert der Bundeswettbewerb Mathematik runden Geburtstag: 1970 rief der Stifterverband den Schülerwettbewerb zur Förderung des mathematischen Nachwuchses ins Leben. Ging es anfangs in erster Linie um die Unterstützung und Ausbildung von Lehrern und Fachkräften für die Wirtschaft, sind heute Entwicklung und Ausbau von Teamfähigkeit und die Heranführung von Mädchen an die Mathematik weitere zentrale Anliegen des Wettbewerbs. Seit den 1980er-Jahren betreut und organisiert allerdings nicht mehr der Stifterverband den Wettbewerb, sondern das Talentförderzentrum Bildung & Begabung, eine Tochterinitiative des Stifterverbandes.

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