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Shary Reeves – Die resiliente Spielmacherin

Ein gesundes Selbstbewusstsein und eine ausgeprägte Resilienz halfen der beliebten Wissen-macht-Ah!-Moderatorin Shary Reeves durch ihr bewegtes, buntes Leben. Im Durchfechter-Podcast erzählt die waschechte Kölnerin vom Nonneninternat und ihrem unerschütterlichen Vertrauen in ihre Instinkte.

Schauspielerin, Musikerin, Bundesliga-Fußballerin, Marathonläuferin, Moderatorin von Fernsehsendungen und großen Events, Botschafterin der Deutschen Kinderkrebshilfe, Trägerin der Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes – Shary Reeves lebt vieles, wovon andere nur träumen. Dabei tut sie eigentlich nur das, „worauf sie Bock hat“. Das betont die 52-Jährige immer wieder. Ab Herbst 2021 wird Reeves auf dem Streamingdienst Amazon Prime über die Fußball Champions League berichten. Das Fachsimpeln über Spielverläufe ist genau ihr Metier. 

Schon in den 1990er-Jahren, als sie selbst in der Bundesliga spielte und sogar im Kader der deutschen U16-Nationalmannschaft stand, fiel Trainern ihr Talent fürs „Spiele lesen“ auf. Als Teenager war Shary Reeves die perfekte Spielemacherin auf dem Platz: enorm ausdauernd, taktisch und vorausschauend. Dazu mischte sich eine erfrischende Portion Straßenfußballerin. Sie kickte am besten, wenn man ihr als Trainer auf dem Platz einen gewissen Freiraum ließ und auf ihre Instinkte vertraute.

Richtig bekannt wurde die Kölnerin dann aber auf einem ganz anderen Spielfeld: nämlich ab 2001 als Moderatorin der WDR-Wissenssendung „Wissen macht Ah!“, neben Co-Moderator Ralph Caspers. „Klugscheißen mit Shary und Ralph!“ war 16 Jahre lang das Motto, bis Reeves die Fernsehsendung 2017 verließ. Die leichte Ironie des Moderatoren-Duos machte die erfolgreiche Kindersendung auch für Erwachsene interessant. Reeves liebte diese Arbeit und wollte damit unbedingt auch einen Bildungs-„Fußabdruck“ bei den jungen Zuschauern hinterlassen. Dass ihr das geglückt ist, erlebt sie häufig: „Es kommen junge Erwachsene auf mich zu und sagen: Deinetwegen studiere ich!“ Sie kann sich kein größeres Kompliment vorstellen. „Deinetwegen“, dieser ganz persönliche Bezug, macht die Moderatorin extrem stolz.

Als Moderatorin von „Wissen macht Ah!“ kam ich super an. Der WDR kam aber nie auf die Idee, mir ein anderes Format anzubieten. Mein Kollege bekam zehn Angebote.
Shary Reeves (Foto: Jochen Manz Photograph)

Shary Reeves

Neugierig auf das Leben und in sich ruhend

Dass es die lustige „Klugscheißer“-Shary im Fernsehen gab, verdankt Reeves dem Mut einer Redakteurin beim WDR, die sie 2001 für die Rolle besetzte. Jahre später suchte die Moderatorin nach diesem Mut vergeblich. Der Sender sei über Jahre hinweg nicht auf die Idee gekommen, „einen Schritt weiter zu gehen und ihr ein anderes Format anzubieten“, so Reeves. Sie verließ Wissen macht Ah! mit Stolz, als es an der Zeit war, etwas anderes zu tun. 

An den Dingen, die ihr nicht gut tun, hat die Moderatorin nie lange festgehalten. Sie ist es gewohnt, könnte man sagen, dass es immer wieder auch Menschen gibt, die sie bewusst übersehen. Ihre Hautfarbe war schon zur Schulzeit Thema. Ihre Mutter stammt aus Tansania und arbeitete in Deutschland als Krankenschwester. Ihr Vater kommt aus Kenia, wo er nach mehreren internationalen Stationen viele Jahre als Philosophie-Professor lehrte. 

Shary Reeves weiß genau, was sie kann, vertraut auf ihre Talente, Instinkte, ihr Bauchgefühl. Dieses Selbstvertrauen gibt ihr Mut und beflügelt sie, immer wieder mehr zu wagen. Neugierig aufs Leben und dabei in sich ruhend – das zeichnet sie aus. 

Sonst wäre die 52-Jährige wahrscheinlich auch nicht so weit gekommen. Ihre Kindheit jedenfalls war nicht gerade einfach. Reeves wuchs, nach der Trennung der Eltern, in ihren ersten Lebensjahren bei einer Pflegefamilie auf. Ihre rheinländischen Pflegeeltern nannte sie liebevoll Oma und Opa. Die kleine Shary wurde zur waschechten Kölnerin. Später merkte sie dann, wie sehr auch die ostafrikanischen Wurzeln sie geprägt haben und bis heute ausmachen.

Rassismus lernte sie im katholischen Nonnen-Internat kennen. Die Moderatorin beschreibt diese frühe Schulzeit als „schweren Lebensabschnitt“. Sie sei dort schon als Sechsjährige „nicht gut gelitten gewesen“. Ihre Eltern waren geschieden, ihre Hautfarbe war nicht weiß. „Ich konnte aber etwas, was alle anderen nicht konnten und bekam sozusagen schon im Sitzen eine Eins in Sport“, erzählt Reeves im Durchfechter. Auf diese Stärke konzentrierte sich das Mädchen und es machte ihr Spaß, eine quirlige Nonne beim Fußballspielen auf dem Schulhof zu tunneln. 

Resilienz bekommt man in die Wiege gelegt, ist Shary Reeves überzeugt: „Aber Du musst sie nähren und sie muss mit Dir wachsen.“ Sie hat dieses Nähren über all die Jahre gut hinbekommen und damit schwierige Lebensphasen gut überstanden. Aufgeben kennt sie nicht. Wenn etwas nicht klappt, dann ist das nicht schlimm, dann läuft man eben noch mal an – so hat sie es immer gemacht.

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Illustration: Sven Sedivy

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