Uwe Cantner: Schlüsseltechnologien – Deutschland wird abgehängt

In internationalen Rankings zu Forschung und Technologie rutscht Deutschland immer weiter ab. Gerade in digitalen Schlüsseltechnologien wird der Abstand zu den führenden Nationen immer größer. Hier gilt es jetzt entschlossen und fokussiert gegenzuhalten. Der Innovationsexperte Uwe Cantner weiß, wie das gelingen kann. Videoreihe zum Forschungsgipfel, Teil VI.

Uwe Cantner und die von ihm geführte Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) hat sich Deutschlands Stellung im Bereich von Schlüsseltechnologien genau angesehen. Das Ergebnis: Abgesehen von wenigen Bereichen, wie den Life Sciences, ist Deutschland international abgehängt, vor allem bei Digital-Technologien. Länder wie China oder Korea haben Deutschland nicht nur ein-, sondern schon überholt. Auf lange Sicht wird der Abstand sogar noch größer werden, sodass eine technologische Abhängigkeit von China drohe, so Cantner.

Ein Weg aus dieser Situation könnte sein, sich zumindest auf einige wenige Technologien zu fokussieren, um nicht überall in Abhängigkeit zu geraten. Das sollten aber dann jene Schlüsseltechnologien sein, die besonders wichtig seien, nämlich die digitalen Schlüsseltechnologien. Das könne aber nicht durch halbherzige Programme und Initiativen erreicht werden, sondern müsse mit Entschlossenheit energisch betrieben werden.

Die schlechte Performance Deutschlands in der Digitalisierung ärgert mich sehr.“
Uwe Cantner (Foto: David Ausserhofer)
Uwe Cantner (Foto: David Ausserhofer)

Uwe Canter

Vorsitzender der EFI-Kommission

Das Abschneiden Deutschlands in internationalen Rankings sei „fast schon blamabel“ zu nennen beziehungsweise „erschreckend“. Deutschland sei anscheinend auch nicht in der Lage, von Anderen zu lernen, wie man Prozesse auf den Weg bringt. 

In der deutschen Politik sei nicht zu erkennen, wer bei der Digitalisierung den „Hut aufhabe“ – es passiere aktuell auch sehr wenig – vielleicht eine Folge der internationalen Krisen. Digitalisierung müsse strategisch zentral gedacht und koordiniert werden – sonst laufe man Gefahr, dass Dinge nicht miteinander harmonieren. Was gerade in der digitalen Welt fatal sein könne. 

Alle Beteiligten in den Subsystemen müssten auch „mitgenommen werden“, statt Digitalisierung verordnen zu wollen. Im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens hätten Österreich, Estland oder auch Spanien gezeigt, wie man das erfolgreich betreibe. 

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Das Interview entstand im Zusammenhang mit dem Forschungsgipfel 2022