Christoph Biemann und Kinder bei der GemüseAckerdemie (Foto: Hoppenheit, Ackerdemia e.V.)
Christoph Biemann und Kinder bei der GemüseAckerdemie (Foto: Hoppenheit, Ackerdemia e.V.)

„Unsere Filme sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Spaß machen“

Christoph Biemann weiß, wie man Lernen mit Spaß verknüpft. Seit fast 40 Jahren erreichen seine Sachgeschichten aus der „Sendung mit der Maus“ Kinder und auch Erwachsene. Seit 2015 engagiert er sich für den Verein Ackerdemia. Dessen Projekt „AckerFamilie“ hat die Bildungslotterie freiheit+ nun mit 10.000 Euro gefördert.

Herr Biemann, in der Sendung mit der Maus tragen Sie traditionell ein grünes T-Shirt, als Ackerbotschafter bei Ackerdemia ist es jetzt orange. Wir kam es zu dieser Farbwahl?
Dass ich in Zusammenhang mit Ackerdemia ein organgenes Sweatshirt trage, ist unbeabsichtigt. Passt aber ganz gut, da die Möhre Orangela mit der markanten Nerdbrille das Markenzeichen von Ackerdemia ist. Dass ich bei der Sendung mit der Maus immer Grün trage, ist vor vielen Jahren zufällig so gekommen. Wir haben einen Film über Atome gemacht und es war klar, dass die Dreharbeiten dazu recht kompliziert sind und lange dauern würden. Da habe ich gesehen, dass ich zwei grüne Sweatshirts im Schrank liegen habe, von allen anderen immer nur eins. Sie müssen wissen, damals in den 80ern waren bunte, einfarbige Sweatshirts gerade hochmodern. Wenn das eine grüne Sweatshirt in der Wäsche war, konnte ich immer noch das andere anziehen. Irgendwie ist das dann zu meinem Markenzeichen geworden.

Ob Großeltern, Eltern oder Kinder – so gut wie jeder kennt Sie als Christoph aus der Sendung mit der Maus. Wie viel Christoph Biemann steckt in der Rolle des liebeswürdigen und auch etwas tollpatschigen Helden aus den Sachgeschichten?
Ich sage immer, der Christoph aus der Sendung mit der Maus ist mit mir verwandt. Manchmal bin ich ganz schlau und weise, ab und zu aber auch etwas vergesslich oder ungeschickt, typisch Christoph eben. Es gibt im Fernsehen genug Weltmeister und es ist doch auch mal ganz schön jemanden zu sehen, der gerade nicht perfekt ist.

Ist es – gerade in der aktuellen Corona-Krise – wichtig, dass Bildungsprogramme wie Ackerdemia von Förderern wie der Bildungslotterie finanziell unterstützt werden?
Das ist natürlich sehr wichtig und wird in den nächsten Monaten immer wichtiger, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei und die Nachwirkungen werden noch lange zu spüren sein. Bei Ackerdemia müssen im Frühjahr die Äcker bestellt werden und es ist noch ungewiss, ob die Kinder wieder in die Gärten dürfen. Es wäre tragisch, wenn eine ganze Saison ausfallen würde. Ackerdemia hat zwar – unter anderem mit Fördergeldern der Bildungslotterie – tolle Programme für Zuhause entwickelt, die ersetzen jedoch das gemeinschaftliche Erleben und Ackern an der frischen Luft nicht.

Zur Person

Christoph Biemann (Foto: privat)
Christoph Biemann (Foto: privat)

Christoph Biemann wurde 1952 in Ludwigslust geboren und kam schon während seines Studiums als freier Mitarbeiter zur „Sendung mit der Maus“. 1972 drehte er seine erste Sachgeschichte, seit November 1983 steht er auch vor der Kamera. Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher, Autor und Schauspieler bei der Maus schreibt Christoph Biemann Bücher für Kinder. Und engagiert sich sozial, beispielsweise bei SOS Kinderdorf-Stiftung und dem Verein Ackerdemia.

Was ist genau Ihre Aufgabe bei Ackerdemia?
Ich bin Schirmherr der GemüseAckerdemie. Aber hier sagt ein Video mehr als tausend Worte. Solche haben wir nämlich gemeinsam im Stil der Sachgeschichten aus der Sendung mit der Maus produziert. Außerdem habe ich gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern auf deren Schulacker geackert, gepflanzt und bewundert, mit welchem Engagement die Kinder bei der Sache sind. Mir ist sehr wichtig, dass auch Kinder aus bildungsferneren Schichten mehr als Ravioli aus der Dose kennen und erfahren, wir Gemüse angebaut wird. Zu beobachten, wie etwas Gesätes wächst, gedeiht und schließlich geerntet und gegessen werden kann, ist eine ganz tolle und wichtige Erfahrung.

So funktioniert die GemüseAckerdemie

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Welche Rolle spielen die öffentlich-rechtlichen Sender beim Thema Bildung? Während des eingeschränkten Schulbetriebs senden ARD, ZDF und Kika ja ein verändertes Programm mit Schwerpunkt Bildung.
Natürlich kann Fernsehen den Schulunterricht nicht ersetzen, aber spezielle Sendungen können mit Sicherheit dazu beitragen, Interesse zu wecken und die Möglichkeit bieten, Dinge zu entdecken. Das kann zum Beispiel die Sendung mit der Maus und auch die Maus zum Hören, die im Radio ausgestrahlt wird, leisten. Das Angebot wird von schulpflichtigen Kindern und Eltern auch dankend angenommen. Hinzukommt, dass viele Mausbeiträge auch im Onlineunterricht von Lehrkräften zur Veranschaulichung genutzt und gezeigt werden.

Ist es wichtig, im Kinderfernsehen auch über die Corona-Pandemie aufzuklären?
Corona selbst wurde zumindest bei der Sendung mit der Maus nicht direkt thematisiert, allerdings haben wir Beiträge zum richtigen Händewaschen gedreht und darüber aufgeklärt, wie Desinfektionsmittel hergestellt wird und wirkt.

War es Ihnen schon zu Beginn Ihrer Karriere ein zentrales Anliegen, Kindern und auch erwachsenen Zuschauern Bildung zu vermitteln?
Ich habe mich schon an der Filmhochschule viel mit Kinderfernsehen beschäftigt. Was mich persönlich so am Konzept der Sendung mit der Maus überzeugt hat ist, dass es in erster Linie um Unterhaltung geht. Sowohl für Kinder als auch Erwachsene ist es ein tolles Gefühl, nach fünf Minuten Sendezeit mehr zu wissen als zuvor. Ich will den Zuschauern als Filmemacher keine Zeit stehlen, ich möchte, dass die Leute vorm Bildschirm denken: „Das hat sich jetzt gelohnt, dass ich zugeschaut habe.“ Wir suchen uns bei der Maus spannende und interessante Themen aus und alles andere lassen wir weg. Das ist der Unterschied zur Schule: Wir verfilmen nur das, was nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Spaß macht.

Wenn Sie bei der Bildungslotterie den Hauptgewinn abräumen würden, was würden Sie mit dem Geld machen?
Ich bin nicht der Typ, der gerne Was-wäre-wenn-Fragen beantwortet. Aber ich kann sagen, dass ich auch mit einem Haufen Geld auf dem Konto nicht in Rente gehen würde. Dafür macht mir meine Arbeit zu viel Spaß und so lange die Zuschauer mich sehen wollen, bleibe ich dabei.

Eine Lotterie für Bildung: freiheit+

Im März 2021 feiert die Bildungslotterie freiheit+ ihren ersten Geburtstag. Sie ist die erste deutsche Soziallotterie, die ihren Fokus gezielt auf die Förderung von Bildungsprojekten setzt. Initiatoren sind der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Mit ihren Förderprojekten will die Lotterie Menschen ermöglichen, ihre individuellen Potenziale zu entfalten - das kommt wiederum der gesamten Gesellschaft zugute. Von jedem verkauften Los gehen 50 Cent an gemeinnützige Bildungsprojekte der drei Initiatoren sowie ausgewählten Projekten freier Träger.

In der ersten Förderrunde 2020 erhielt unter anderem die AckerFamilie des Vereins Ackerdemia 10.000 Euro. Durch die Covid-19-Pandemie mussten viele Kinder und Jugendliche im Frühjahr und Herbst 2020 zuhause bleiben. Um den Familien in dieser herausfordernden Zeit Anregungen für gemeinsame spannende Aktivitäten zu geben, hat Ackerdemia ein kostenloses Web-Angebot für Familien geschaffen mit Tipps für das gemeinsame Ackern zu Hause. Ziel ist es, die Wertschätzung für Natur und Lebensmittel in der Gesellschaft zu steigern und eine gesunde und nachhaltig konsumierende Lebensweise zu stärken.

Weitere Interessante Projekte im Jahresbericht der Bildungslotterie