National Museum of Emerging Science and Innovation (Foto: [Ryo Tanaka](https://unsplash.com/@callas1900?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText) via [Unsplash](https://unsplash.com)
National Museum of Emerging Science and Innovation (Foto: Ryo Tanaka via Unsplash

National Museum of Emerging Science and Innovation

„Wissenschaftliche Forschung muss mehr gesellschaftlich relevantes Wissen produzieren“

Die DZ BANK ist Partner der Jubiläumsinitiative des Stifterverbandes. Kirsten Siersleben, Abteilungsleiterin Generalsekretariat, im Gespräch über soziale Innovationen, Chancen für ungewöhnliche Projekte – und darüber, was Banken und Stiftungen gemeinsam haben.

Frau Siersleben, die DZ BANK Stiftung steht bei der Initiative Wirkung hoch 100 zwei beteiligten Projekten als Matching-Partnerin zur Seite. Nach welchen Kriterien haben Sie sich für diese Projekte entschieden?
Beide Projekte kombinieren zwei Faktoren: Sie werden von jungen Leuten initiiert und befassen sich mit dem Thema Bildung. Engagement und Bildung sind für uns tragende Säulen einer widerstandsfähigen Gesellschaft. Bei uns in der Stiftungsarbeit liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Nachwuchsgruppen, wir engagieren uns beispielsweise auch für das Deutschlandstipendium, weil wir es besonders wichtig finden, dass die junge Generation gefördert wird und ihre Ideen umgesetzt werden.

Werden Sie doch gern konkreter: Worum geht es in den Projekten?
Zum Beispiel das Projekt Soziale Innovation, das an der RWTH Aachen verankert ist: Dort sollen Bürgerinnen und Bürger in Aachen befragt werden, welche Verbesserungen sie sich in verschiedenen Bereichen ihres Lebens wünschen – und die Anregungen sollen dann aufgegriffen und in mehreren Stufen institutionalisiert werden. Es geht beispielsweise darum, welche gesellschaftlichen Herausforderungen von Bürgerinnen und Bürgern als zentral angesehen werden und welche Lösungsansätze sie vorschlagen. Der Auftrag wissenschaftlicher Forschung ist eben nicht nur Wissen zu produzieren, sondern gesellschaftlich relevantes Wissen. Wissen rund um soziale Innovationen nutzbar zu machen und in Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen, finde ich einen faszinierenden Ansatz.

Was versprechen Sie sich selbst von der Unterstützung für diese konkreten Projekte?
Das Thema der sozialen Innovationen aus diesem Blickwinkel zu betrachten, ist weitgehend neu für uns. Aber ob Banken oder kommunale Akteure: Wir müssen alle mit Veränderungen wie beispielsweise durch den Klimawandel umzugehen lernen. Das Thema Nachhaltigkeit etwa hat ja auch konkrete Implikationen gerade für die lokale Ebene. Deshalb finde ich es sehr spannend, aus diesem Projekt neue Erkenntnisse für uns und unsere Arbeit mitzunehmen. 

Zur Person

Kirsten Siersleben (Foto: DZ Bank AG)
Kirsten Siersleben (Foto: DZ Bank AG)

Kirsten Siersleben ist seit 2012 Geschäftsführerin der DZ BANK Stiftung und Abteilungsleiterin des Generalsekretariats bei der DZ BANK. Sie absolvierte eine Lehre zur Bankkauffrau und promovierte nach ihrem Studium in Betriebswirtschaft. Die DZ BANK ist das Spitzeninstitut der aktuell 814 Genossenschaftsbanken in Deutschland. Seit 2001 fördert die DZ BANK den Stifterverband, seit 2012 ist sie Mitglied.

Uns ist es wichtig, dass Deutschland sich neu aufstellt, und für uns als ressourcenarmes Land ist die Bildung dafür das A und O.
Kirsten Siersleben (Foto: DZ Bank AG)
Kirsten Siersleben (Foto: DZ Bank AG)

Kirsten Siersleben

Geschäftsführerin der DZ BANK Stiftung

Und warum sind Sie bei der Jubiläumsinitiative des Stifterverbandes dabei?
Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Phase des gewaltigen Umbruchs, wegen der Digitalisierung und derzeit auch noch wegen der Pandemie. Da ist es wichtig, dass Deutschland sich neu aufstellt, und für uns als ressourcenarmes Land ist die Bildung dafür das A und O. Mir gefällt, dass der Stifterverband danach fragt, wie die Bildung im Jahr 2030 aussehen kann und aussehen sollte. Das halte ich für eine Schlüsselfrage. Und den Ansatz von Wirkung hoch 100, viele Projekte zu unterstützen und miteinander zu vernetzen, statt von vornherein eine engere Auswahl zu treffen, finde ich spannend. Es ist eine sehr zeitintensive Vorgehensweise, aber ich bin mir sicher, dass sie zu besonders kreativen Ergebnissen führt.

Das gemeinsame Arbeiten ist etwas, mit dem Sie bei der DZ BANK ja lange Erfahrungen haben.
Genau, wir sind tatsächlich sehr kooperativ aufgestellt, das ist ja so etwas wie das Leitbild von Genossenschaften. Wir sind das Spitzeninstitut von rund 815 Genossenschaftsbanken, und wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, jeden Einzelnen möglichst frei walten zu lassen und die guten Ideen, die dabei entstehen, dann in die Breite zu transportieren. Wir haben dieses Prinzip in unserer Bank auch institutionalisiert, etwa in einem sogenannten Innovation Lab, in dem wir Ideen ventilieren und Prototypen erstellen.

Und noch eine Parallele gibt es zwischen einer Bank und der Stiftungsarbeit: Auch in der Bank werden, etwa bei Kreditanträgen, Risiken bewertet und Chancen ausgelotet …
… und da hat sich unheimlich viel getan in den vergangenen Jahren: Wir haben standardisierte Verfahren entwickelt mit ganz klaren Prozessabläufen, die stark digitalisiert sind und sehr viel schlanker als früher. 

Stifterverband
Stifterverband

Im 100. Jahr seines Bestehens sucht der Stifterverband Deutschlands beste 100 Ideen und Projekte für das Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystem von morgen. Gemeinsam mit dem großen Partnernetzwerk des Stifterverbandes, bestehend aus Stiftungen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, vernetzt „Wirkung hoch 100“ Weiterdenker und Pioniere und verhilft ihren Projekten zum Durchbruch. In einem mehrstufigen Verfahren werden aus den 100 Projektem Ende 2021 drei ausgewählt.

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Das ist vor allem die administrative Seite. Bei der Initiative Wirkung hoch 100 sollen ja erst einmal viele Projekte angeschoben werden. Sind Banken auch risikofreudiger geworden?
Absolut! Früher war ein Trial-and-Error-Ansatz gar nicht möglich, inzwischen ist er üblich. Banken stellen Zeit und Ressourcen zur Verfügung, damit sich Konzepte entwickeln können. Das ist ein Ansatz, bei dem Banken von kleineren Unternehmen und auch von Start-ups viel gelernt haben

Welche Erfahrung machen Sie damit: Kommen jetzt auch solche Projekte zum Erfolg, die man früher übersehen hätte?
Wir haben festgestellt, dass man jüngere, innovativere Kunden erreicht. Der Trial-and-Error-Ansatz führt dazu, dass kreativere Leute mit an Bord kommen. Die spricht es an, wenn sie schrankenlos denken können und nicht auf vorgegebene Bahnen festgelegt werden. Meine Beobachtung ist: Eine größere Offenheit führt zu besseren Ergebnissen.

Das Interview erschien zuerst im Jahresbericht 2020/21 des Stifterverbandes.

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