20 Jahre Communicator-Preis
Was haben die Meeresbiologin Antje Boetius, der Wüstenforscher Stefan Kröpelin und der Verhaltenspsychologe Onur Güntürkün gemeinsam? Sie sind nicht nur Koryphäen auf ihrem Gebiet, sondern können meisterhaft über ihre Forschung reden. Seit 20 Jahren zeichnen Stifterverband und DFG solche Forscher mit dem Communicator-Preis aus. Eine Reihe über außergewöhnliche Wissenschaftler und ihre Mission.
- Text:
- Fotos: Christian Bohnenkamp
Diese Forscher sind Stars. Denn sie arbeiten nicht nur in Labors, sitzen nicht nur in Bibliotheken. Stattdessen stehen sie als Medienprofis sehr oft auf den großen Bühnen des Landes. Sie können meisterhaft über Forschung reden, sie begeistern für das, was vielen Bürgern sonst nicht zugänglich wäre. Sie sind die besten Anwälte für die Sache der Wissenschaft. Solche begnadeten Wissenschaftskommunikatoren als Vorbilder zu adeln und ihr außergewöhnliches Engagement zu belohnen, war im Jahr 2000 die Idee des Stifterverbandes und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Seitdem vergeben sie gemeinsam jährlich den „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“. Der Stifterverband steuert das Preisgeld bei (50.000 Euro), die DFG sucht die Preisträger aus.
Mehr zum Communicator-PreisHanns im Duft
Hanns Hatt kann stundenlang über seine Forschungen reden, ohne zu langweilen. Das liegt nicht nur an seinem außergewöhnlichen Forschungsgegenstand, sondern vor allem an seiner meisterhaften Fähigkeit, Kompliziertes einfach zu erklären.
„Die Angst vor Mathematik ist doch ein alter Hut!“
Albrecht Beutelspacher schafft in Gießen ein kleines Wunder: Dank ihm beschäftigen sich jedes Jahr zehntausende Menschen mit Mathematik, in ihrer Freizeit und völlig freiwillig. Ein Interview über den Zauber von Geometrie und Algebra – und darüber, wie der Communicator-Preis einer verrückten Idee den Weg bahnte.
Die Tiefseetaucherin
Die Meeresbiologin Antje Boetius hat Expeditionen auf allen Meeren unternommen – und wird zur Zeugin der globalen Veränderungen. In der Öffentlichkeit wirbt sie seither unermüdlich für einen besseren Schutz der Meere und der Polarregionen.
Den Tauben ins Gehirn geschaut
Der Bochumer Psychologe Onur Güntürkün lässt Tauben komplizierte Experimente machen – und kommt dadurch Schritt für Schritt den Geheimnissen des menschlichen Gehirns auf die Spur.
Die Wüste lebt
Stefan Kröpelin ist der Sahara verfallen. Jedes Jahr ist er monatelang in der Wüste unterwegs – auf Expeditionen, bei denen der Geologe von der Universität zu Köln nicht nur als Wissenschaftler gefragt ist.
In der Kühlkammer
Eigentlich wollte er Eisenbahner werden, jetzt gehört er als Meeresforscher zur Weltspitze: Der Bremer Geologe Gerold Wefer schließt aus Bohrkernen vom Grund des Ozeans auf die Vergangenheit des Planeten.
Der Dan Brown von Münster
Der Kirchenhistoriker und Priester Hubert Wolf ist ein Kenner der vatikanischen Archive. Was er dort bislang herausfinden konnte, dient zurzeit sogar als Vorlage für eine Hollywoodverfilmung – und selbst für manche Historikerkollegen sind seine realistischen Schilderungen der Vergangenheit eine veritable Zeitmaschine.
Ein Leben für die Biene
Der Würzburger Jürgen Tautz bezeichnet sich als Spätberufenen: Er war 40 und längst schon erfolgreicher Biologe, als er zum ersten Mal vor einem Bienenstock saß – und sich entschloss, seine Forschung komplett umzustellen.
Die kosmische Rampensau
Harald Lesch forscht als Astrophysiker an den großen Rätseln des Universums – und vermittelt sie so meisterhaft, dass er durch seine Fernsehsendungen zum prominentesten deutschen Wissenschaftskommunikator geworden ist. Sein Talent zum Zuhören und zum Erzählen entwickelte er schon als Kind: beim Skatspielen.
Abtauchen in die graue Vorzeit
Friedemann Schrenk hätte auch Soziologe oder Politologe werden können mit seinem Interesse an menschlichen Gesellschaften. Er entschied sich aber für die Forschung mit Fossilien – „wirklich interessant“, sagt er, „wird die menschliche Entwicklung sowieso erst im Lauf von 10.000 Generationen“.
Auf Expedition in die Gesellschaft
Jutta Allmendinger gilt als einflussreichste Soziologin Deutschlands. Ihre Überzeugung: Sozialforschung kann dazu beitragen, die Gesellschaft gerechter zu machen.
„Eine Stubenfliege stellt jeden Roboter in den Schatten“
Der streitbare Gehirnforscher Wolf Singer diskutierte mit militanten Tierschützern über seine Forschung und befeuerte eine leidenschaftliche Debatte über das Konzept des freien Willens. Seine Forscher-Bilanz nach der Emeritierung: Unser Wissen über das Gehirn ergibt immer noch kein geschlossenes Bild. Künstlichen Hirnen sind wir indes immer noch weit überlegen.
„Wir müssen uns mehr auf die positiven Aspekte von KI und Software konzentrieren“
Mit künstlicher Intelligenz (KI) lässt sich die Gesellschaft verbessern, davon ist die Informatikerin Katharina Zweig überzeugt. Damit das gelingt, ist sie im Dauereinsatz: Sie wirbt für transparentere Algorithmen, bringt Geistes- und Sozialwissenschaften mit der Informatik in Kontakt – und berät die Bundesregierung in Sachen Digitalisierung.
„Wir müssen lernen, mit Risiko und Ungewissheit umzugehen“
Der Berliner Risikoforscher Gerd Gigerenzer im Gespräch über das Bauchgefühl, falsche Entscheidungen in DAX-Konzernen – und darüber, wie ein Banjo fast seine wissenschaftliche Karriere verhindert hätte.
Der Universalist
Als Junge wollte Wolfgang Heckl ein Perpetuum mobile bauen, später forschte er als Physikprofessor. Heute leitet der umtriebige Jäger und Sammler das Deutsche Museum mit seinen vier Dependancen – und ist überzeugt, dass die Faszination von Naturwissenschaft und Technik ansteckend wirkt.
„In meinen Vorlesungen darf man auch lachen“
Die Wikipedia bezeichnet ihn als „Wissenschaftskabarettisten“. Metin Tolan selbst sieht sich als experimentellen Physiker mit einem Faible für Star Trek und James Bond. Seine Zuhörer danken es ihm, manche älteren Fachkollegen hingegen finden das eher unpassend. Ein Gespräch über Warp-Anriebe, Universalübersetzer und die Nachfolge von Daniel Craig als James Bond.
„Wir reden immer über die Faszination, die vom Eis ausgeht“
Der Glaziologe Heinrich Miller vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung über die Enge auf Forschungsschiffen, über Vorträge in Schwimmbecken – und über den unschätzbaren Wert eines guten Teams.
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