Programmieren als Kulturtechnik
Programmieren in der Schule? Während andere Länder da weit vorne sind, wird hierzulande noch inspirationslos herumgewurschtelt. Stephan Noller und Gesche Joost zeigen Möglichkeiten auf.
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Wir sind von Code umgeben. Algorithmen filtern die Nachrichten, die wir zu Gesicht bekommen. Software steuert vielleicht irgendwann auch unsere Autos. Umso wichtiger ist es, zumindest eine Ahnung davon zu bekommen, wie die Programmierlogik dahinter funktioniert, meint Entrepeneur Stephan Noller (Ubirch GmbH). Code zu verstehen und sich damit selbst ein Stück Welt zurückzuerobern, werde in nicht allzu ferner Zeit zu einer wichtigen Kulturtechnik werden.
Damit wir uns in diese Richtung weiterentwickeln können, misst Noller den Schulen und anderen Bildungsinsitutionen eine wichtige Rolle zu. Hier müsse jene Souveränität im Umgang mit Technologien vermittelt werden, wie sie auch in der Hacker- und Maker-Kultur vorgelebt werde. Nämlich als Selbstbefähigung, als Versuch, wieder ein souveräner Herr der Dinge zu werden, die zunehmend in unserem täglichen Umfeld werkeln, Daten verarbeiten oder automatisch Prozesse steuern.
Sehen Sie hier das Video-Interview mit Stephan Noller:
Programmieren im Unterricht
In das selbe Horn wie Stephan Noller bläst auch die Digitalexpertin Gesche Joost, Leiterin des Design Research Lab an der Berliner Universität der Künste. Auch sie ist der Überzeugung, dass die Vermittlung von Programmierkenntnissen an Schulen deutlich intensiviert werden müsse. Große europäische Nationen wie Polen oder Großbritannien machen uns vor, wie es funktionieren kann. Allerdings geht Joost mit den Kultusministerien hierzulande hart ins Gericht: „Die wursteln vor sich hin und es passiert nichts! Das können wir uns nicht mehr leisten.“ Die Lösung könne deshalb nur sein: Dezentral zu beginnen, die Power von engagierten Lehrern zu nutzen – um die große Politik langsam nachzuziehen.