Klaus Diepold mit seinen Studierenden. (Foto: Michael Herdlein)

Lernen, was man will

Wir können unser Fernsehprogramm personalisieren und unser Auto immer individueller gestalten - warum sollte das im digitalen Zeitalter nicht auch für die Hochschullehre gelten? Klaus Diepold, Professor für Datenverarbeitung an der TU München, spinnt den Gedanken weiter: Wie wäre es, wenn die Studierenden mal selbst entscheiden könnten, was sie lernen wollen?

Die Digitalisierung der Welt schreitet unaufhaltsam voran. Plattenläden verschwinden, weil Lieder nur noch im Netz heruntergeladen werden. Findige Fahrdienstleister und App-Entwickler wie Uber verdrängen traditionelle Taxiunternehmen vom Markt und die Studierenden an den Hochschulen lernen auf E-Plattformen und nicht mehr im Hörsaal. Was bedeutet diese Entwicklung für das Lernen und Lehren an den Hochschulen und welche Rolle spielen die Hochschullehrenden dann noch? Diese Fragen beschäftigen Klaus Diepold, Professor für Datenverarbeitung an der TU München, nicht erst seit er vom Stifterverband 2012 ein "Fellowship für Innovationen in der Hochschullehre" erhalten hat. Als Mann der Praxis möchte Klaus Diepold die bislang oft rein analytische Ingenieursausbildung im Frontalunterricht aufbrechen. Er experimentiert mit Formaten, die Studierende für etwas begeistern, Verantwortung in ihnen wecken, sie in ihren Sozialkompetenzen an Grenzen bringen, damit sie sehen, wo sie stehen. Dabei setzt er auch immer wieder (digitale) Medien in seinen Seminaren ein, lässt Studierende unterschiedlicher Fachrichtung gemeinsam Videos drehen oder diskutiert mit ihnen auf Facebook. Eine seiner neuesten Ideen: eine Lehrveranstaltung ganz ohne Inhalt. „Die Studierenden bestimmen dann selbst: Was wollen Sie lernen? Was wollen Sie wissen? Ein spannendes Experiment.“

„Wir können uns unser Fernsehprogramm personalisieren und unser Auto immer individueller gestalten - warum sollte das im digitalen Zeitalter nicht auch für die Hochschulen gelten?“

Klaus Diepold

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Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre

Um neue Lehrkonzepte für Hochschulen zu fördern, vergeben die Baden-Württemberg Stiftung und der Stifterverband jedes Jahr bis zu 15 Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre. Ziel ist es, Anreize für die Entwicklung und Erprobung neuartiger Lehr- und Prüfungsformate zu schaffen. Auf regelmäßigen Treffen, haben die Fellows außerdem Gelegenheit, sich über ihre Ideen und neue Konzepte auszutauschen.

Klaus Diepold erhielt 2013 ein Fellowship für das Projekt „Zwei in einem Boot“, ein innovatives projekt-und teamorientiertes Lehrkonzept. Es eint Bachelorstudierende in den Ingenieurswissenschaften und Masterstudierende aus der Berufspädagogik in einer Veranstaltung. Ziel ist: Beide Seiten sollen voneinander profitieren, während die Ingenieure ein Großprojekt bearbeiten.