Foto: Unsplash/VLAD TCHOMPALOV
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Wissenschaftskommunikation unter Druck

In der Corona-Pandemie machen Wissenschaftskommunikation und -journalismus vieles richtig. Und doch zeigt sich, wie wenig die Logik angeheizter Medien - insbesondere des Boulevards - mit der Nüchternheit faktenbasierter Forschung zusammenpassen. Sind die klassischen Publikumsmedien in Krisenzeiten überhaupt noch die richtigen Kanäle für sachorientierte Forschende?

Seit die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm, schlägt die Stunde der Wissenschaftskommunikation. Virologen und Epidemiologen stehen auf einmal im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Sie klären auf, ordnen ein, räumen mit Mythen auf. Und ihr Wort hat Gewicht in der Politik. Das Narrativ war klar und die Botschaft eindeutig: Flatten The Curve! Die Infektionswelle müsse brechen, bevor sie unbeherrschbar in die Höhe schießt. In dieser Phase wuchs auch das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft. Bis sich dann die kritischen Stimmen mehrten und der kurze Burgfrieden schon wieder vorbei war.

Stefanie Molthagen-Schnöring, Professorin für Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hat diese Entwicklung aus der Forscherinnenperspektive beobachtet. Im Forschergeist-Podcast berichtet sie über ihre Wahrnehmung der Krisenkommunikation und auch grundsätzlich darüber, wie Wissenschaftler heutzutage in der Öffentlichkeit sichtbar werden. Dabei sind die klassischen Publikumsmedien mit ihrer eigenen Logik nicht immer die erste Wahl, neigen sie doch gerne dazu, Sachthemen als persönliche Geschichten zu erzählen. Auch die Corona-Krise hat „Stars“ wider Willen hervorgebracht und einen wissenschaftlichen Disput als Hahnenkampf unter Forschern skandalisiert. 

Herr Drosten wurde quasi schon zum Kanzler ausgerufen. Das zeigt, wie sehr die mediale Logik die Personalisierung liebt.
Stefanie Molthagen-Schnöring (Foto: HTW Berlin)

Stefanie Molthagen-Schnöring

Vizepräsidentin für Forschung und Transfer an der HTW Berlin

Aber nun gibt es inzwischen ja auch viele Möglichkeiten, Medien selbst zu gestalten. Spätestens mit der Pandemie ist das Wissen, was ein Podcast ist, nun wirklich in der Allgemeinheit angekommen. Stefanie Molthagen-Schnöring ermuntert andere Forscherinnen und Forscher darin, ihre Vermittlungsformate selbst zu wählen. Oder auch mal zu verzichten, wenn man zum Beispiel mit Social Media fremdelt oder den Kopf nicht ständig in die Kamera halten mag. Entscheidend sei es, authentisch zu bleiben und wahrhaftig, wie eben die Wissenschaft selbst auch.

Hören Sie hier die Forschergeist-Folge mit Stefanie Molthagen-Schnöring:

Der Forschergeist-Podcast

Episoden-Cover: Sven Sedivy

Forschergeist ist ein Podcast-Angebot des Stifterverbandes und des Berliner Podcastlabels Metaebene. Forschergeist ist ein Podcast über Bildung und Forschung. Wir bieten Einblicke in die Arbeit von Wissenschaftlern und versuchen auszuloten, was Forschergeist ausmacht: Neugier, Ausdauer und Mut.

Moderator Tim Pritlove spricht mit Wissenschaftlern und anderen Aktiven des Wissenschaftssystems über aktuelle und zukünftige Trends und Praktiken für die Bildung, die Forschung und die Organisation und Kommunikation der Wissenschaft. Die ausführlichen Gespräche wenden sich vor allem an junge und angehende Wissenschaftler, die nach Möglichkeiten suchen, ihre Forschung und Lehre den neuen Bedürfnissen der Zeit auszurichten. Forschergeist erscheint im Schnitt alle drei Wochen neu. Er ist über alle gängigen Podcast-Verzeichnisse zu abonnieren. 

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